2025 09.13. Golden

Ein Tag in Banff zur freien Verfügung gemäss unserer Reiseorganisation. Angeboten wurden Helikopterflüge, welche uns aber nicht interessierten. Auch die Ausflüge in die nähere Umgebung lockten uns wenig, ist doch Banff das Zermatt oder Interlaken in den Kanadischen Rocky Mountains. Deshalb buchte ich einen Tagesausflug zu Boo, dem Grizzlibären. Boo ist in Golden zu Hause.

Morgens früh um 7h wurden wir vor dem Nachbarhotel abgeholt. Anschliessend wurden die restlichen Gäste abgeholt. Wir waren 3 Paare, 6 Teilnehmer. Ein Paar kam aus Belgien, das andere aus Bayern. Los ging es auf der Schnellstrasse Richtung Kicking Horse – Pass. Unser junger Führer, in Brasilien geboren, in England (London) aufgewachsen und nun in Kanada lebend erzählte uns die Geschichte, wie der Pass zu seinem Namen kam. Als die Eisenbahn von Toronto nach Vancouver geplant wurde, waren die Rocky Mountains erst sehr spärlich besiedelt und man schickte Männer aus, welche die best mögliche Strecke durch das Gebirge suchen sollten. Einer der Männer, dessen Namen ich vergessen habe, versuchte eines Morgens den Fluss am Pass mit seinem Pferd zu queren, doch das Pferd bockte und schlug aus. Der Mann fiel vom Pferd und verletzte sich schwer. Zur Erinnerung an dieses Ereigniss taufte man den Pass in Kicking Horse – Pass, den Fluss in Kicking Horn – Fluss. In Kanada war es schon früher üblich, dass man den gleichen Namen für eine ganze Region verwendete. Dies taten schon die Leute der First Nation, wie man heutzutage die Indianer nennt. Die Bahnlinie wurde über diesen Pass gebaut, doch die Steigung war massiv und es gab Unfälle mit der Bahn, welche dieseStrecke nicht immer schafften. Da holte man Schweizer Ingenieure, welche das System der Kehrtunnels kannten und nun die Strecke umbauten. Auch wurden die ersten Lawinenschutz- und Steinschaggallerien gebaut. Heute gibt es einen beliebten Aussichtspunkt, wo man einen dieser langen Güterzüge auf mehreren Höhenlagen über den Pass kriechen beobachten kann. Allerdings muss man genau hinsehen, wo das Bahntrasse verläuft, der Pass ist ja bewaldet. Man sieht den Zug kaum. Solch ein Spetakel lässt sich besser am Albulapass oder im Tessin zwischen Faido und Biasca beobachten.

Nachdem wir zufällig das Glück hatten, einen Güterzug durch die Kehrtunnels fahren zu sehen, ging es weiter zum Takakkaw – Wasserfall, es soll der dritthöchste Fall Kanadas sein. Schon die Fahrt hoch war ein spezielles Erlebniss, gibt es doch zwei Kurven, welche längere Autos nur mit Hin – und Herfahren wie eine Spitzkehre schaffen. Autos mit Längen über 8 Meter schaffen diese Stelle nicht mehr. Der Wasserfall ist recht beliebt, so trafen wir auch ein Brautpaar an ihrem Hochzeitstag auf dem Wanderweg zum Wasserfall. Das Schuhwerk des Paares war nicht so geeignet für diesen Wanderweg, trotzdem strahlten beide. Hoffentlich sind ihre Fotos gelungen. Der Führer erzählte uns, dass man oft Kletterer sehen könne, welche die Wand beim Wasserfall besteigen. In der Tat sahen wir zwei Personen, doch die Kletterei scheint nicht so schwierig gewesen zu sein. Als wir die Kletterer entdeckten, schienen sie eine knappe Seillänge Distanz voneinander zu haben. Der erste Kletterer querte überraschend schnell auf einem Band die Wand und die Distanz zur zweiten Person nahm laufend zu. Plötzlich verschwand die erste Person, indess die zweite langsam querte. Knapp eine Minute später sah man plötzlich die erste Person weit oberhalb der zweiten Person wieder, die Distanz nahm laufend zu und betrug schon mehrere Seillängen. Ich gehe deshalb von der Annahme aus, dass die Felswand nicht so schwer zu durchsteigen ist und vermutlich auch einen gesichterten Steig hat.

Wir fuhren weiter nach Golden, wo wir zu einem Seilpark geführt wurden. Dort bekamen wir unser Mittagessen. Erst führte uns der Führer über zwei etwas wacklige Hängebrücken, welche eine Schlucht querten. Im Bild die untere Hängebrücke, mit der man zum Eingang zurück kam. Nicht alle Personen kamen mit, ein Paar wartete beim Eingang. Es gab noch andere Attraktionen in diesem Seilpark, Nervenkitzel war garantiert. Die Schlucht mag ca. 160 Meter tief gewesen sein.

Nach dem Mittagessen fuhren wir nun zum Skiresort Kicking Horse, wo wir mit einer Sesselbahn zum Bärengehege hochfuhren. Das Gehege ist recht gross und erst war der Bär nicht sichtbar. Nach geraumer Zeit sahen wir ihn zu einem Gewässer gehen und dort zu baden. Nachdem er sich etwas abgekühlt hatte, bequemte er sich und kam etwas näher. Nun liess er sich länger beim Futter suchen beobachten. Wir verbrachten gut eine Stunde beim Bären. Die Frage, ob er glücklich ist in seinem wohl grossen Gehege kann niemand beantworten. Tatsache ist dass er als Kleinbär seine Mutter verlor und nichts als dieses wohl grosse Gehege als Lebensraum kennt.

Zum Schluss fuhren wir noch zum Emeraldasee, wo uns die gewohnte Touristenmasse wieder einholte. Wie ungewohnt, erfreulich wenig Personen hatte es doch bei Boo, dem Bären.

2025 09.12. Jasper – Banff

Heute verliessen wir das Lobstick Inn, um nach Banff ins Rundelstone Lodge zu wechseln. Am Morgen früh, zu früh für das Frühstück, wurde unser Gepäck verladen und wir fuhren Richtung Banff, erst mals zum Columbia – Gletscher. Die Schweiz hat ja eine Eisenbahn um die Touristen beim Jungfraujoch auf das Eis zu bringen, die Kanadier liessen sich etwas anderes einfallen. Seit 1940 befahren sie den unteren Teil des Columbia – Gletschers mit Motorfahrzeugen.

Zu Beginn fuhren wir durch den abgebrannten Jasper Nationalpark, bis wir in Gebiete kamen, wo der Wald noch intakt ist. Wir überquerten die Grenze der Provinzen Alberta zu Britisch Columbia und kamen auf dem Parkplatz des Columbia – Icefields an. Natürlich waren wir nicht die Einzigen, der Overtourismus lässt grüssen. Zuerst werden die zahlungsfähigen Touristen auf einem Parkplatz gesammelt, um sie mit normalen Bussen zum Umsteigeort auf Spezialfahrzeuge zu führen. Mit diesen Spezialfahrzeugen fährt man über die Moräne hoch zum Gletscher und über das Eis zu einem Aufschwungs des Gletschers. Da war recht viel Betrieb. Es gab auch Gruppen, welche mit einem Führer die Gletscherzunge zu Fuss hochkamen, eine Wanderung von ca. 1 Stunde. Die Marschordnung in Einerreihe, ohne Abstand, ohne Seil betonte wie ungefährlich der Gletscher in diesem Bereich ist. Doch auch er schmilzt recht stark. Gletschertor hatte er keines, das Wasser floss über ein Kiesbett ab.

Weiter ging die Fahrt zum Bowsee. Auch da einige Leute. Der See ist recht malerisch, was auch eine Künstlerin mit ihrer Staffelei betonte. Sie malte nicht nur demonstrativ an ihren Bildern, sie verkaufte auch gleich vor Ort. Weit oben in den Bergen konnte man bewegliche weisse Flecken sehen, die berühmten Bergziegen. Zu weit für mein Tele mit 300 mm Brennweite.

Natürlich wurde unterwegs auch beim Lake Louise Halt gemacht, um den wohl berühmtesten See der Rocky Mountais und sein nicht minder berühmtes Hotel zu bestaunen. Sugi war nun recht hungrig, doch gerade hier gab es keinen der sonst üblichen Koffe -Shops oder Imbisständen. War sonst schon recht viel Volk anzutreffen, hier war Isletwald pur. Aber das Hotel mit seinem Park ist deutlich vom allgemeinen Bezirk abgetrennt, Betreten der Parkanlage nur mit Hotelzimmerschlüssel möglich. Eine Übernachtung an SFr. 300.- möglich. Die wenigen Hotelgäste, welche den Park vor dem Hotel genossen, müssen sich wie Zootiere gefühlt haben. Nach einer Stunde Aufenthalt fuhren wir weiter nach Banff.

Banff ist einiges grösser wie Jasper. Wir wurden im Bus durch die Hauptstrasse gefahren und auf die wichtigsten Hotels und Restaurants aufmerksam gemacht. Persönlich war mir Jasper sympatischer, kleiner, weniger Rummel. Das Hotel Rundelstone liegt etwas abseits, dafür gibt es einen öffentlichen Bus in die Stadt. In Jasper hatten wir zu Fuss zu gehen. Nur schon das zeigt die Grössedifferenz beider touristischer Orte, welche sich beide aus Bahnstationen entwickelt haben.

2025 09.11. Jasper Tag 2

Heute begann unser Tageswerk etwas später, wir wurden erst nach 11h aufgefordert, beim Bus zu sein. Wir fuhren zum Maligne See, wo wir eine Bootsfahrt zur Spirit Island gebucht hatten. Der erste Teil der Strecke war Sugi und mir schon von gestern abend bekannt, sahen wir doch auf dieser Strecke das Murmeltier und den Elch. Die Fotos auf Sugis Handy wurden etwas neidisch betrachtet. Der abgebrannte Wald war bei Tageslicht noch eindrucksvoller wie beim Dämmerlicht letzten Abend. Beim Ausstellplatz wo wir das Murmeltier sahen, hielten wir erneut und sahen wirklich nochmals zwei Tiere.

Nach dieser Pause fuhren wir ohne weiteren Halt zum Maligne See, wo wir eine kleine Pause einlegten, bevor wir das Schiff Richtung Spirit Island besteigen konnten. Die Schiffsbesatzung, weiblicher Kapitän und männlicher Matrose, beides junge Leute, arbeiten im Winter als Skilehrer in Jasper. Flott ging es in gut 40 minütiger Fahrt zur Spirit Island, welches in Wirklichkeit eine Halbinsel ist. Die Landschaft ist wirklich schön. Ein Berg erinnert stark an den Gitschen oberhalb Flüelen am Vierwaldstättersee, nur steht er auf der falschen Seeseite. Leider war das Wetter etwas diesig, die weiter entfernten Berge konnte man nur im Dunst schwach erkennen. Bei der 30 – minütigen Pause konnte man ein kurzes Stück wandern und dise berühmte Halbinsel von verschiedenen Seiten bewundern. Auch die Rückfahrt verlief problemlos.

Nachdem wir das Schiff velassen hatten, fuhren wir mit dem Bus zurück und entdeckten noch einen Adlerhorst mit drei Jungvögeln. Dieser Horst entging unserer Aufmerksamkeit auf der Hinfahrt, auch gestern Abend beim Wildbeobachtungsausflug hatten wir ihn nicht beachtet. Kurz vor Jasper sahen wir wieder Wapiti – Hirsche, erst die uns von gestern Abend bekannte Gruppe, anschliessend einen Bullen mit zwei Weibchen. Die zweite Gruppe befand sich nahe der Schnellstrasse Jasper – Edmonton und verschiedene Autos hielten an, die Tiere zu beobachten. Das erzeugt natürlich Stau, was wiederum der Verkehrspolizei nicht gefällt. So konnten wir beobachten, wie eine Wildhüterin sich aufmachte, die Gruppe zu vertreiben. Erst hatte der Bulle keine Freude daran und wir dachten schon, dass er angreifen werde. Doch die Wildhüterin hatte einen langen Stock mit einem roten Tuch bei sich, was den Bock beunruhigte und die Tiere zur Flucht veranlasste.

2025 09.10. Jasper Tag 1

Morgens um 7h verliessen wir den Zug. Erst mussten wir warten, bis unser Gepäck ausgeladen wurde. Anschliessend gingen wir zu unserem Bus, noch immer ohne Frühstück. Unsere Reiseleiterin erklärte, dass das Hotel Lobstick Inn noch nicht bereit sei für den Zimmerbezug. Wohl fuhren wir an unserem Hotel vorbei, wo zwei Personen ausstiegen. Der Rest der Gruppe fuhr durch den abgebrannten Jasper Nationalpark erst zu einem Aussichtspunkt. Das Feuer hatte die Gegend im April 2025 praktisch vernichtet, doch blühten schon wieder die ersten Blumen. Unsere Reiseleiterin hatte nun die Idee, zum Frühstück zur Raststätte am Mount Robson hochzufahren, wo die Gegend nicht vom Feuer vernichtet war.

Von der Raststätte sah man den Mount Robson ohne Wolken. Ein wirklich schöner Berg, mich beeindruckte er, doch wäre ich wohl nicht mehr fit genug für seine Besteigung. Technisch dürfte er noch in meinen Möglichkeiten liegen, doch die Höhendifferenz ist recht gross. Nach der Frühstückspause ging es zurück Richtung Jasper, doch wir fuhren am Ort vorbei zum Athabasca – Wasserfall. Ein wirklich schöner Wasserfall. Langsam wurde ich etwas unruhig, hatte ich doch für Abends eine Wildbeobachtungstour gebucht und sollte zu einer bestimmten Zeit in der Lobby des Lobstick Inns warten. Gemäss ursprünglichen Reiseprogramm war der ganze Tag zur eigenen Verfügung, nun versuchte unsere Reiseleiterin für alle ein Tagesprogramm zusammen zu stellen.

Nach dem Wasserfall gingen noch einige Mitglieder unserer Gruppe zum „Wildwasser“ – Rafting, die Reiseleiterin erklärte dass der Fluss kein wildes Wasser sei. Nachdem wir diese Gäste am Fluss abgesetzt hatten, fuhren wir nun zum Hotel. Dort bekamen wir unsere Zimmerschlüssel und das Gepäck wurde angeliefert. Zufällig zur gleichen Zeit wie wir in der Lobby warten sollten. Schnell das Gepäck ins Zimmer und runter zur Lobby, wo wir schon erwartet wurden. Wir stiegen in den Kleinbus und weiter ging es zum Sammeln weiterer Teilnehmer. Als alle Teilnehmer im Bus versammelt waren, wollte der Führer wissen, aus welcher Gegend wir kommen und welche Tiere wir zu sehen wünschen. Natürlich könne er nicht die Tiere anrufen, dass sie sich zur gewünschten Zeit am bestimmten Ort präsentieren. Wir sollen selbst links und rechts schauen, wo wir was sehen. Er werde stoppen. Vermutlich werden wir Elks (Wapitihirsche) und andere Hirsche sehen, Dickhornschafe und Weisse Bergziegen, ev. Biber. Wenig wahrscheinlich sei ein Moose (Elch) und Bären anzutreffen. Was wir bei Beginn dieser Fahrt noch nicht wussten, dass unsere Erwartungen übertroffen wurden. Wildtiere zu Beobachten ist ja Glückssache und wir hatten vermutlich mehrere Sonntagskinder in unserem Kleinbus.

Erst fuhren wir auf der Schnellstrasse Richtung Norden und prompt trafen wir ein Rudel Elks (Wapitihirsche) an, ein Harem bewacht von einem Bullen. Weiter ging es zu den Dickhornschafen, welche wir an der Strasse antrafen. Unterwegs fuhren wir noch an einem Weisskopfadler vorbei, da der Baum zu weit entfernt war hielt der Fahrer nicht an. Die Bergziegen liessen sich hingegen nicht blicken. Wir sahen auch Blacktail – Hirsche sowie einen schwimmenden Biber.

Nun fuhren wir hoch Richtung Maligne Lake, in der Hoffnung noch andere Tiere anzutreffen. In der Tat, bei einem See unterhalb des Maligne Sees sahen wir Murmeltiere. Weiter ging die Fahrt bis wir auf einem Parkplatz mehrere Autos sahen. Die Leute waren alle ausgestiegen und sahen in eine Richtung. Auch wir stoppten und verliessen unser Fahrzeug. Tatsächlich, auf der gegenüberliegenden Seite eines vorbeifliessenden Gewässers blickte ein mächtiger Elch (Moose) zu uns herüber. Ein männliches Tier, welches nach kurzen Zögern durch den Bach marschierte. Nun beeilten sich die anwesenden einheimischen Kanadier, alle Personen wieder in die Autos zu verfrachten und die Motoren zu starten. Elche sind unberechenbare Tiere und durchaus in der Lage, ein Auto schwer zu beschädigen. Doch „unser“ Elch hatte keine Absichten, uns zu schaden und verschwand schnell und leise im Wald. 

Aufgekratzt fuhren wir zurück Richtung Jasper. Wieder eine Autokolonne am Strassenrand. Nun sahen wir eine Bärenmutter mit ihren zwei halbwüchsigen Jungen. Unser Führer wusste sofort um welche Tiere es sich handelte. Die Bärenmutter ist als Problembär bekannt und wurde schon in ein anderes Gebiet versandt, doch sie fand zu ihrem alten Revier zurück. Nächstes Jahr sind ihre beiden Jungen selbstständig und dann werde sich die Parkbehörde erneut um das Muttertier kümmern. Was mit ihr geschehe, sei noch nicht bestimmt, doch so nah an Jasper und dem Touristengebiet darf sie nicht bleiben. Zu sehr schätzt sie die von Menschen produzierten Lebensmittel. 

Als wir kurz vor Jasper nochmals eine Gruppe Elks (Wapitihirsche) sahen, frug der Führer, ob er anhalten soll. Doch die Mehrzahl der Gäste war langsam müde und wollte in ihre Hotel zurück, wo wir kurz vor 22h eintrafen. Wir hatten noch unser Gepäck auszupacken, auch hatten wir noch kein Nachtessen. Müde, aber zufrieden gingen wir schlafen.

2025 09.07. – 09. 09. Zugsfahrt Toronto – Jasper

Am Sonntag Morgen sind wir in Toronto in den Zug «The Canadian» eingestiegen. Beim Einsteigen hatten wir die Anweisung, in der Kabine auf die Instruktion eines Zugbegleiters zu warten und anschliessend mal den Zug zu erkunden. Der Zug ist beträchtlich lang, schätze 200 Meter, wobei sich unsere Kabine im vorderen Drittel befindet. Wir haben eine Kabine für 2 Personen mit eigener Toilette und einem Wasserbecken. Die Kabine mag zwischen 10 und 12 m2 gross sein. Als Sitzgelegenheit gibt es zwei verschiebbare Stühle. In jedem Waggon befindet sich auch eine Duschkabine. Pro Wagon gibt es 6 geschlossene Kabinen sowie einige Sitz- und Schlafplätze, welche in der Nacht mit Vorhängen unterteilt werden. Nach 4 Waggons kommen jeweils ein spezieller Waggon. Der Wagon hat ein Abteil für allgemeinen Aufenthalt sowie eine Aussichtskuppel. Ein Waggon in der Zugsmitte ist die Bordküche mit Restaurant. Im Restaurant wird in 3 Schichten gegessen, wir haben uns für Schicht 1 angemeldet. Die Kabinen sind nicht abschliessbar und könnten jederzeit von fremden Personen betreten werden.

Die Schlafgelegenheit ist ein Kajüten Bett, welches jeden Abend heruntergeklappt wird. Selbst habe ich keine Probleme mit der oberen Schlafgelegenheit und komme auch mit der schmalen Treppe gut zurecht, doch einige Mitpassagiere beklagten sich über unruhige Nächte. Auch ist nicht jeder gewohnt, über solch schmale und steile Treppe zu seinem Schlafplatz zu steigen.

Interessant ist auch das Volk, welchem man auf dieser Fahrt begegnet. Zu unserer Reisegruppe gibt es auch viele andere Passagiere aus verschiedensten Ländern. So begegnete ich am ersten Tag im Kuppelwagen zwei Schweizer Ehepaare, welche mit dem gleichen Zug, doch nicht in unserer Gruppe mitreisen. Es gibt auch viele Kanadier, welche sich diese Zugsfahrt als Ferien gönnen. Einige Kanadier äussern sich recht ungehalten über die Politik des aktuellen US – Präsidenten. Aber auch viele Engländer und Schotten fahren mit. Sogar US – Amerikaner leisten sich diese Reise. Die «exotisten» Passagiere ist wohl ein Paar aus Zaire europäischer Abstammung.

Der Zug fährt sehr unregelmässig, mal schneller, mal langsamer. Energietechnisch nicht wirtschaftlich, da der ganze Zug immer wieder abgebremst werden muss und auch zum Anfahren Energie braucht. Oft hält er mitten auf der Strecke an, um einen Gegenzug passieren zu lassen. Nicht alle Bahnhöfe werden bedient, doch es kann vorkommen, dass er mitten im Wald anhält, um Passagiere mit ihren Paddelbooten und Proviantkisten auszuladen. In der Regel steht dann ein einzelnes Haus im Wald in Nähe eines des zahlreichen Sees, die Bahnstation. Der Zug hat keinen starren Fahrplan, das hat uns schon die Reiseleiterin erklärt. Die Ankunftszeit in Jasper, unserer Endstation könne um Stunden variieren, je nachdem wie viele Güterzüge unterwegs sind.

Am ersten zwei Reisetage fuhren wir über den kanadischen Schild, eine bewaldete, steinige, hüglige Gegend mit viel Gewässer. Ehemals Land der Huronen, die Lederstrumpferzählungen von James Cooper kommen in Erinnerung. Die Geschichte des letzten Mohikaners hat sich ja dort abgespielt. Ohne die vielen Seen könnte man denken, man befinde sich in einem der deutschen Mittelgebirge. Doch allzu dicht besiedelt ist die Gegend nicht, ab und zu sieht man ein Haus. Der Wald ist unseren mitteleuropäischen Wäldern ähnlich. Auffällig die schlanken Nadelbäume, sie haben nicht so lange Äste wie bei uns. Einige Laubbäume beginnen sich zu verfärben.

Der dritte Reisetag führte über die Prärie oder was von ihr noch geblieben ist nach Edmonton. Grosse Getreidefelder, es sollen auch viele Ukrainer dort siedeln. Das Bahntrassee wurde auch immer unruhiger, es gab Streckenabschnitte, da fühlte man sich wie bei einem Rodeo. Mühsam war das wenn man gerade beim Essen war. Zum Glück ist der Zug alte, bewährte Stahlkonstruktion, denke dass eine neue Leichtbauart schon längst Schaden genommen hätte.

Am dritten Morgen wurde auch das Zugspersonal ausgewechselt. Beim ersten Teil der Reise bestand das Zugspersonal aus vielen jungen Leuten. Nun kam ein Team an Bord, wo die meisten Mitarbeiter zwischen 30 und 45 Jahren zählen mochte. Doch schon die Küche erreichte nicht mehr die Raffinessen des ersten Kochs, auch die Bedienung war nachlässiger wie beim jungen Team. Schade.

In der Nacht fuhren wir durch Edmonton. Die Rocky Mountains kommen näher. Noch eine kurze Strecke und morgens um 7h ohne Frühstück stiegen wir in Jasper aus dem Zug. Interessanterweise waren alle Passagiere recht froh, die engen Verhältnisse des Zuges zu verlassen, so angenehm die Reise auch war.

2025 09.06. Toronto

Nun ist es soweit, unsere Reise mit dem Zug und Bus quer durch Kanada, mit dem Schiff nach Alaska und mit dem Camper durch die USA begann. Die Planung begann vor über einem Jahr und hat mehrere Korrekturen erhalten. Einige Änderungen ergaben sich aus politischen Gründen, doch auch die Natur (Waldbrände) beeinflussten unser Reiseprogram. Wir werden nun sehen, wie die ganze Reise ablaufen wird.

Am 5. September sind wir mit der Swiss in einem sehr gut besetzten Flugzeug von Zürich nach Toronto geflogen. Das Flugzeug war zudem eng bestuhlt. Die Mehrzahl der Passagiere hatte indische oder pakistanische Wurzeln. Da unsere Reise durch Kanada und den USA ja länger dauert, hatte ich drei grosse Gepäckstücke aufgegeben, ohne dass die Swiss zusätzliche Gebüren erhoben hatte. Gemäss Vorschriften waren zwei erlaubt. Allerdings war das totale Gewicht unterhalb des Wertes, welches wir gemäss Vorschriften zu gut hatten. Im Regen folgen wir in Zürich weg, bei bewölktem Wetter kamen wir in Toronto an.

Durch den Zoll ging es problemlos. Wir suchten einen Hotelshuttle, welcher uns preiswerter vom Flughafen in die Stadt bringen sollte wie ein Taxi, doch kein Shuttlebus fuhr in die gewünschte Gegend. Ein pfiffiger Busfahrer kam auf die glänzende Idee, uns mit seinem Bus zum nächsten Hotel zu bringen, von wo die normalen Taxis preiswerter wie die Flughafentaxis in die Stadt fahren. Da ich nicht wusste, wie viel ich ihm zu zahlen hatte, bezahlte ich ihn mit kleinen Scheinen, bis seine Augen zu glänzen anfingen.

Das Hotel befindet sich mitten in der Stadt. Nachdem ich glücklich die Zimmerkarte erhalten hatte und das Gepäck mit Sugi im Zimmer war, ging ich nochmals zur Lobby, wo die Reiseleiterin auf die Gäste der Rundreise durch Kanada wartete. Da stellte ich fest, dass wir eine recht durchmischte Gruppe sein werden. Mit mir zusammen bekamen ein Paar aus Australien und ein Paar aus Schottland die neuesten Unterlagen. Auch ein US – Amerikaner mischte sich quer ein. Offensichtlich buchten nicht alle Teilnehmer das volle Program, so wurde gefragt, wer die Schiffsreise nach Alaska mitmache. Die Australier kommen nicht mit. Der US – Amerikaner fährt mit, hat jedoch selbstständig gebucht. Unsere Buchungen waren der Reiseleiterin vollständig unklar. Die Reiseleiterin will von all den Schiffs – Passagieren das elektronische Visa für die USA sehen. Denke dass die Reiseleiterin gute Nerven braucht, um diesen Flohzirkus gut über die Runde zu bringen.

Des Abends suchten wir eine Lokalität, um eine Kleinigkeit zu Essen. Das Restaurant im Hotel mochte Sugi nicht zu begeistern. Doch ich hatte aus dem Hotelfenster einige asiatische Restaurants gesehen, also los auf die Gassen. Es gab gleich mehrere asiatische Restaurants, bei einigen standen die Leute auf der Strasse und warteten, bis ein Tisch frei wurde. Wir fanden ein chinesisches Restaurant, welches Platz hatte. Doch die Speisekarte war auf Chinesisch geschrieben, die Bedienung konnte auch zu wenig English, um uns zu erklären, was jedes Gericht sei. Wir konnten ja kein Chinesisch. So bestellten wir auf Basis der Bilder, welche auf der Speisekarte abgebildet waren. Meine Wahl erwies sich als die Glücklichere, Speck mit Pilzen, nicht so scharf. Natürlich teilten wir beide Gerichte und hatten zu viel.

Zurück im Hotel stellte ich fest, dass offensichtlich beim Einchecken unsere Koffer geöffnet wurden. Von meinem Rasierapparat war nur noch das Kabel da und auch die Stirnlampe, welche ich für unsere Reise im Camper quer durch die USA eingepackt hatte, war nicht mehr da. Also gibt es wieder was zu organisieren.

Am Morgen des 6. Septembers fuhren wir mit einem Reisebus zu den Niagarafällen. Das Wetter war noch immer bewölkt, aber kein Regen. Wir wurden alle zum Schiffssteg geführt, wo wir die Bootstour zu den Fällen in eigener Regie unternehmen konnten. Nun erhielten wir rote Regenmäntel, die Amerikaner fahren ja mit blauen Regenmänteln. Das Schiff war ca. zur Hälfte gefüllt, wir hielten uns im hinteren Teil des Aussichtdecks auf. Dank des Windes wurden wir vom Wassernebel gut eingefeuchtet, in Folge der Feuchtigkeit kam ich fast nicht zum Fotografieren. Die Mehrzahl der Gruppe hatte sich für das Mittagessen auf dem Skylon – Tower angemeldet. Es gab das für die USA übliche „All you can eat“ – Buffet, nicht schlecht gekocht, aber überfüllt. Vom Essensplatz hatte man eine schöne Aussicht zu den Fällen. Nach dem Essen konnte man noch etwas höher fahren, wo sich eine Aussichtsplatform befindet. Die Plattform führte rund um den Turm, doch interessant für die Touristen war natürlich der Blick auf die Fälle. Vor dem Lift für die Fahrt auf den sicheren Boden musste man mit Wartezeiten rechnen.

Nach 14h fuhren wir wieder Richtung Toronto zurück, vorbei an den Rebbergen und dem Ort Santa Caterines, welcher mir von meiner Berufszeit noch so gut in Erinnerung ist. Eine Zeit lang war ich regelmässig jeden Winter zumindest einen Tag in Santa Caterines, um Modelversuchen von Entstickungsanlagen in Rauchgaskanälen von Kohlekraftwerken beizuwohnen. Mehrmals war ich wenige Meter von den Fällen entfernt über die Brücke zwischen den USA und Kanada gefahren, ohne die Fälle zu sehen. Erst im 7. Jahr besuchten wir dieses Naturwunder, wobei ich zum Erstaunen des kanadischen Arbeitskollegen nicht in einen Begeisterungssturm verfiel. Doch so schön diese Fälle auch sein mögen,die Iguazufälle in Südamerika sind lieblicher, die Victoriafälle im südlichen Afrika sind gewaltiger.

Bei der Rückkehr fuhren wir noch eine kleine Stadtrundfahrt. Doch leider blieb keine Zeit, die unterirdische Einkaufsstadt zu besuchen. Um den Menschen in den kalten, windigen Wintermonaten auch das Einkaufen angenehm zu machen, wurden ganze Fussgängerzonen und Einkaufszentern in den Untergrund verlegt.

Morgens geht es mit der Bahn weiter. Wir sahen heute zwei Mal solche Züge fahren, sie sind viel kürzer wie ich sie mir vorgestellt hatte. Nun gilt es wieder packen. Dann sind wir 3 Tage mit der Bahn unterwegs.

2025 08.12. Belalp – Riederalp

Wir suchten eine einigermassen kühle Wanderung im Wallis, da das Wetter momentan so heiss ist. Doch im Simplongebiet waren mögliche Gewitter angesagt. Die Höhenwanderung Eggishorn – Bettmerhorn mochten wir in Folge Hitze und vielen Touristen (Ferienzeit) nicht gehen. Peter hatte schon von der Hängebrücke zwischen der Belalp und der Riederalp schon gehört, war jedoch noch nie dort. Selbst hatte ich die Wanderung über die Brücke schon gemacht. Früher ging der Wanderweg ein Stück über die Zunge des grossen Aletschgletschers, doch durch die Klimaerwärmung und des Abschmelzen wurde die Überquerung des Gletschers für Durchschnittswanderer unmöglich. Da das Aletschgebiet eine touristisch interessante Gegend ist, wurde schon im Juli 2008 eine Hängebrücke über die Massaschlucht erstellt und eingeweiht.

Hängebrücke mit Blick Richtung Riederalp

Das Hotel Belalp und die Riederfurka sind in etwa gleich hoch, doch der Weg zur Brücke ist von der Riederfurka wesentlich steiler wie der Weg von der Belalp. Dennoch entschlossen wir uns den sonnigeren und flacheren Weg am Morgen zu gehen, um zur Mittagszeit durch den steileren, dafür schattigen Aletschwald hochsteigen zu können. Morgens früh in sehr gut besetzen Zügen fuhren wir über Visp – Brig – Blatten zur Belalp. Um 9h morgens waren wir schon auf der Belalp bei diesiger Sicht. Wir waren nicht die einzigen Wanderer Richtung Riederalp, doch die Anzahl war eher beschränkt. Die einzige schattige Stelle auf dem Weg nach Aletschi war die Kehle unterhalb der Kapelle Belalp. Zügig kamen wir nach Aletschi, wo sich vor über 100 Jahren an bestimmten Samstagen die Jugend aus dieser Gegend zum Tanz getroffen hatten. Ja, für die Pfarrer aus Blatten, Betten oder Ried war der Weg damals zu weit, so die Jugend unter sich.

Die einzige schattige Stelle unterhalb Belalp

Von Aletschi war der Weg zur Brücke nicht mehr weit, doch geht man viel über die vom Gletscher abgeschliffenen Felsen. Jenseits der Brücke geht es steil bergauf, bis man zum Grünsee kommt. Hier trifft man schon mehr Wanderer an, welche den berühmten Aletschwald besuchen. Wir stiegen vom Grünsee auf der kürzesten Route zur Riederfurka hoch, wo uns ein kühles Getränk erwartete. Unterwegs trafen wir einiges nicht immer berggewohntes Volk, welche zum Teil akrobatisch den Weg Richtung Grünsee – Brücke herunter turnten. Bei zwei jungen Männern stellte sich mir die Frage, wie diese zwei den Aufstieg wieder schaffen werden.

Nach der Erfrischung auf der Riederfurka wanderten wir zur Seilbahnstation Riederalp West, wo wir mit einer Gondel nach Mörel fuhren. Die grosse Hitze kam erst, kurz vor 14h fuhren wir schon Richtung Brig. Als Ausgleich durfte ich dann von Bern nach Zürich im überfüllten Zug stehen. Es war denoch ein schöner Tag.

2025 07.31. Aula

Ja, kein Witz, es gibt einen Berg (Hügel, 1417 M.ü.M.) namens Aula. Zu finden im Centovalli oberhalb des Monte di Comino bei Verdasio. Auf der Alpennordseite haben wir weiterhin recht feuchtes und kühles Sommerwetter, als suchten wir eine Wandermöglichkeit im sonnigen Süden. In den Sottoceneri mochten wir momentan nicht gehen, in der Leventina befürchteten wir Wolken, welche von Norden über den Gotthard vorstossen könnten. Also blieb noch die Gegend um Locarno, auch waren wir schon länger nicht mehr in der Gegend des Centovallis. Zur Alp Monte di Comino führt eine kleine Seilbahn, somit kann man die Wanderzeiten bei Bedarf etwas kürzen. Jeder von uns hatte mindestens 3 1/2 Stunden Anreisezeit. Der Zug ab Zürich um 6h 33 Richtung Italien war voll ausgebucht, mit Glück fanden wir Sitzplätze, welche erst ab Bellinzona besetzt waren. Ja, der Overtourismus war ein grosses Thema bei allen „Leidesgenossen“, welche wir an diesem Tag in der Eisenbahn antrafen.

Glücklich erreichten wir um 9h 45 die Bahnstation Verdasio, wo einiges Volk ausstieg. Alle strömten zu den Seilbahnstationen Richtung Rasa oder Monte di Comino, einzig wir nahmen den Aufstieg von der Bahnstation zum Dorf Verdasio zu Fuss in Angriff. Der Wanderweg, ein gutes T2, führte durch den Wald hoch zum Dorf. Beim Brunnen am Dorfanfang muss ein Zahnarzt für Riesen gewütet haben.

Von Verdasio führte der Bergweg mit angenehmer Steigung hoch Richtung Monte di Comino. Unglücklicherweise ist der Schutzwald oberhalb Verdasio vor wenigen Jahren abgebrannt, voll brannte die Sonne auf unseren Weg, welcher immer aussichtsreicher wurde. Bei einer Wegkapelle auf ca. 850 M.ü.M. machten wir eine kurze Pause und betrachteten die Gegend. Rechts sah man zum Stausee und über die Grenze bis nach Italien, direkt vor uns den Gridone und links den Pizzo Leone, welchen wir 2017 einmal bestiegen hatten. Damals waren wir noch jünger, besser im Schuss und der Abstieg von 1466 Höhenmeter nach Brissago kein grosses Thema. Doch nun erinnerte sich auch Kurt mit leichten Unbehagen an unsere damalige Leistung. Vergangene Zeiten.

Nach der kurzen Pause ging es weiter im mehrheitlich sonnigen Hang, mit der Höhe und der Zeit stieg leider auch die Tagestemperatur. Endlich kamen wir in ein kühleres Waldstück. Da wir nicht direkt zur Alp Monte di Comino gehen wollten, suchten wir eine markierte Querverbindung zur Seilbahnstation. Dieser Weg wird offensichtlich weniger begangen, mehrere umgestürzte Bäume mussten überklettert werden. Auch die Holzbrücken über Bäche waren zum Teil mit grosser Vorsicht zu queren. Aber solche Wege geben ja dem Tessin einen gewissen Pfiff. Vor 13h erreichten wir die Bergstation Monte di Comino, wo wir erst eine Mittagsrast einlegten. Frisch gestärkt ging es dann weiter den Hang hoch Richtung Monte Aula, zu welchem es keine weiteren Hinweise gab. Ein Deutschschweizer, welcher hier oben ein Rustico besitzt und Besucher zum Hauptweg brachte, führte uns vom Waldrand zum Beginn des Bergweges im Wald, welcher auf den Monte Aula führt. Keine Markierungen. Knapp 30 Minuten später lichtete sich der Wald und wir kamen auf eine Lichtung mit einem Steinmann sowie einer Schaukel, dem Gipfel des Monte Aula.

Die Aussicht war überraschend schön, wir hatten nicht diesen Ausblick erwartet. Der Aufstieg hatte sich gelohnt. Nach kurzer Zeit stiegen wir wieder ab Richtung Seilbahnbergstation. Auch beim Abstieg verirrten wir uns kurz und kamen zur Terrasse des Rusticos, wo der Deutschschweizer mit seiner Frau beim Kaffee sass. Doch wir wollten ja zurück ins Tal, damit wir zeitig nach Hause kommen. Bei der kleinen Seilbahn mussten wir warten. Jede Gondel fasst ja nur 4 Personen, die Seilbahn fährt nach Bedarf, bei wenig Verkehrsaufkommen alle 30 Minuten. Erst in der Seilbahn sahen wir, wie steil der Hang wirklich war. Unten im Tal mussten wir nochmals länger warten, bis der Zug eintraf und uns nach Locarno mitnahm. In gut besetzten Zügen fuhren wir aus dem sonnigen Süden in den bewölkten Norden zurück.

2025 07.11. Monte San Giorgio

Schon öfters war ich auf diesem Berg, doch immer zu kälteren Jahreszeiten. Berühmt geworden durch seine Saurierfunde denkt man kaum an seine spezielle Flora. Doch im Juli blüht dort auch der Schwarze Germer, welchen ich noch nie gesehen. In der Schweiz blüht diese Pflanze nur im untersten Tessin in der Region Mendisio. Auch die äusserst seltene Drüsenglocke soll am Monte San Giorgio auffindbar sein. Ein Grund mehr, doch einmal diesen Berg (1097 M.ü.M.) zu warmer Jahreszeit zu besuchen.

Schattige Aufstiege wären von Brusio oder Riva San Vitale möglich gewesen, doch ich entschied mich auf kürzerster Strecke zum Gipfel zu steigen. Also fuhr ich mit dem Postauto nach Meride und stieg über die „Transamazonica“ hoch. Nein, das ist nicht der offizielle Name dieses Bergweges, er wurde von mir so benannt. Ein Bergweg von erstaunlicher Breite, sicher früher als Transportweg benutzt, voll von Bollensteine, mühsam im Auf- wie Abstieg, doch der kürzeste Weg von Meride zum Gipfel. Im Winter kann der Weg recht tückisch sein, wenn Schnee und Eis unter einer Laubschicht liegen. Man staunt, dass solch eine Strasse früher ins Nichts angelegt wurde, gibt es doch keine Alpwirtschaft an diesem Berg. Doch man sollte nicht vergessen, dass früher ölhaltiges Gestein wie auch Marmor in dieser Gegend gebrochen wurde. Ja, das ölhaltige Gestein führte auch zu den Saurierfunden, welche den Berg so bekannt machten. Im kleinen Meride gibt es gut getarnt ein Museum, welches vom Tessiner Stararchidekten Botha geplant wurde, wo diese berühmten Saurier ausgestellt sind. Nicht nur in der erdölreichen USA gibt es Saurierfunde, nein auch die kleine Schweiz hat was zu bieten, in etwa im gleichen Grössenmassstab zur Landfläche.

Selbst war ich ja auf der Suche nach dem Schwarzen Germer. Bis Höhe Cassina ging ich durch Wald und sah nichts. Auf der Waldlichtung Cassina sah ich die ersten Germer – Pflanzen, jedoch noch nicht in Blüte. Weiter aufsteigend fand ich immer mehr der gesuchten Pflanze, aber keine am blühen. Auf der Höhe von 1000 Meter über Meer erinnert mich die Gegend des Val Serada immer wieder an den Osttransvaal in Südafrika, die sonnenverbrannten Wiesen, die buschigen Bäume, der verschwommene Blick Richtung Mailand.

Auf dem Gipfel an der Sonne mit Blick auf Lugano und Morcote hatten sich Tessiner Frauen bequem gemacht. Ich zog die schattige Seite am Gebäude vor und stieg nach kurzer Rast wider ab. Ich suchte ja noch die Stelle, welche als Fundort des Schwarzen Germers mir empfohlen wurde. Wohl fand ich den Fundort, doch auch hier war noch keine Blüte zu sehen. Ich wollte weiter Richtung Serpiano, um über Crocefisso nach Meride zurück zu gehen. Plötzlich fand ich an einer sonnigen Stelle, völlig unerwartet, den ersten blühenden Schwarzen Germer. Mich überraschte, wie klein die Blüten waren, dachte ich doch dass sie die selbe Grösse wie der Weisse und der Grüne Germer hätten. Doch die Blüten des Schwarzen Germers sind einiges kleiner, jedoch zahlreicher.

Weiter ging es auf holprigen Bergwegen und ich bedauerte, meine Wanderstöcke zu Hause gelassen zu haben. Zum Glück war ich allein unterwegs und hatte so nicht die Klagen meiner Begleiter zu hören. Ja, meine Knie sind noch in Ordnung. Denke dass die vielen und starken Regenfälle des vergangenen Monats noch ihre Spuren hinterlassen hatten. Nähe Crocefisso kreuzte ich die befestigte Strasse von Meride Richtung Serpiano, entschloss mich doch weiter auf dem holprigen Bergweg zu gehen. Plötzlich stand ich vor den verlassenen Bergwerksstollen, wo früher das ölhaltige Gestein abgebaut wurde. Ja, es kam noch besser. Mitten im Wald auf einer Lichtung stand ein Gebäude, ein Miniaturmuseum, wo man durch Gucklöcher Sauriermodelle betrachten konnte. Bei einem Guckloch sah man ein Bild einer Meerechse von den Galapagos, ein zeitgemässes Bild. Noch habe ich alle Stellen besucht, an welchen man Spuren des früheren Bergwekbaues nachverfolgen kann. Doch ich habe noch ein Projekt, möchte mal von Crocefisso zum Poncione d’Arzo hochsteigen. Dort soll auch die Hundszahnlilie blühen, doch etwas später im Jahr blüht auf dem Poncione auch die äusserst seltene, äusserst dekorative grasblättrige Schwertlilie. Noch habe ich Ziele und Ideen, hoffentlich macht die Gesundheit noch so lange mit.

Durstig kam ich wieder in Meride an, eine gute Viertelstunde bevor das Postauto wieder Richtung Mendrisio fuhr. Also verzichtete ich auf einen kühlen Trunk, denn das Restaurant liegt auf der anderen Seite des Dorfes. Vieleicht beim nächsten Mal, denke nicht dass ich das letzte Mal in Meride war.

2025 06.11. Passo San Jorio

Ein alter Wunsch ist die Sichtung des stengellosen Mannschild, welcher in der Schweiz nur an der Cima di Cugn wächst. Vor zwei Jahren versuchten wir schon einmal das Blümchen zu finden, doch wir waren zeitlich zu spät, die Blume blüht nur kurze Zeit. Also versuchten wir unser Glück nochmals dieses Jahr. Die Cima di Cugn befindet sich am Passo San Jorio an der Grenze zu Italien, ganz hinten im abenteuerlichen Val Morobbia. Endstation des Postautos ist Carena, 958 M.ü.M., der Pass San Jorio liegt auf 2012 M.ü.M., der Gipfel selbst hat eine Höhe von 2194 M.ü.M. Dieses Mal wollten wir die Tour an einem Tag durchziehen, also hatten wir über 1000 Höhenmeter in ca. 3,5 Stunden zu bewältigen, nicht schlecht für zwei ältere Knacker über 70 Jahre.

Kurz nach 7h morgens kamen wir in Carena an, es war noch kühl. Beim letzten Versuch stiegen wir von Carena zur Capanna Gesero über einen steilen Weg hoch, welchen wir noch in bester Erinnerung hatten. Damals verbrachten wir eine Nacht in der Capanna Gesero. Diesmal wollten wir dem Talweg Richtung Passhöhe folgen, das tiefe Tal verläuft so ziemlich genau zwischen der eurasischen und afrikanischen Kontinentalplatten. Überall floss Wasser von den Hängen, es war ein feuchter Weg. Unterwegs sah ich sehr schönen Strausssteinbrecht blühen, ich wollte ihn auf dem Rückweg dann fotogafieren, da Nachmittags das Licht besser war im Talgrund. Nach einer kurzen Strecke befestigter Strasse, welche zu einer abgelegenen Alp führte, begann der abenteuerliche Weg Richtung San Jorio. Erst dem Talgrund entlang begann dann die Steigung in einem bewaldeten Gebiet. Bei Giggio, nahe der Baumgrenze gibt es die ersten Wiesen, welche aber vermutlich nicht mehr landwirtschaftlich benutzt werden. Oberhalb Giggio machten wir eine kurze Rast und begegneten einem Biker, welcher sich nach der Route zur Alpe di Giumello erkundigte. Nein, den Weg, welchen wir aus dem Tal hochgestiegen sind, ist beim besten Willen nicht fahrbar, auch wenn ich schon Biker auf den unmöglichsten Strecken gesehen habe. Jedoch das letzte Teilstück zum Pass war angenehm zu gehen, obwohl schon recht sonnig und warm.

Auf der Passhöhe (2012 M.ü.M.) verläuft die Grenze zu Italien. Wenige Meter unterhalb des Passes liegt eine italienische Hütte, im Vergleich zu den Schweizer Cabannas schon eher ein Hotel. Die Italiener waren auch eifrig mit Bauarbeiten an einem Hang beschäftigt, die Strasse zur Hütte war problemlos mit Autos befahrbar, jedoch nur einspurig. Es gab einige italienische Touristen, zum Teil mit Hund, welche auf einfacheren Routen aus Italien hochgewandert sind. Da mein Begleiter Peter etwas Knieprobleme hat, diskutierten wir ob wir noch zum Gipfel gehen sollen oder ob wir ev. auf dem uns bekannten Höhenweg zur Capanna Gesero gehen möchten, um von dort über den uns bekannten und trockneren Abstieg nach Carena abzusteigen. Vom Pass führt ein Weg mit einfachen Kletterstellen in brüchigen Gestein über einen kleinen Grat zur Gipfelkuppe, noch knapp 200 Höhenmeter. Vom Gipfel führt dann ein einfacherer Weg mit weniger Gefälle zum Höhenweg Richtung Gesero. Also beschlossen wir zum Gipfel hochzusteigen, hatten wir doch das Blümchen noch nicht gesehen. Doch ich schaffte nicht mehr ganz die Hälfte der Höhe, ich hatte mich im Aufstieg zu wenig verpflegt und bekam einen Hungerast. Das Schwindelgefühl signalisierte mir deutlich dass ich fehl am Berg war, also beschloss ich wieder über den Grat Richtung Pass abzusteigen. Peter befand sich etwa 10 Meter oberhalb meiner Position schon in Nähe der breiteren Gipfelkuppe und beschloss über den Gipfel den Höhenweg zu erreichen. Wohl sahen wir ein Blümchen, welches wir zu Beginn als stengelloser Mannsschild betrachteten, doch es war der gestreifte Seidelbast.

Ich ging nun den nicht gesicherten Höhenweg Richtung Capanna Gesero und wurde von zwei jüngeren Italienerinnen ein- und überholt, welche uns beide beim Aufstieg beobachtet hatten und sich nun wunderten, wo der zweite Mann geblieben sei. Der Höhenweg ist auch nicht für jedermann gedacht, an einigen Stellen muss man die Hände kurz aus dem Hosensack nehmen. Bei der Weggabelung traf ich auch wieder auf Peter und gemeinsam gingen wir zur Capanna Gesero, wo wir eine Tagessuppe bestellten. Gleichzeitig trank ich Cola Zero, also ohne Zucker, wohl gesünder, aber für mich leider nicht wirkungsvoll. Von der Capanna wanderten wir den Weg an der Abbruchkante zum Tal entlang, bis ein Bergweg durch den Wald Richtung Carena führte. Nochmals ein Abstieg von gut 1000 Höhenmeter, ich wurde immer langsamer. Immerhin gab es unterwegs eine Wasserfassung, wo ich meine Getränkeflasche wieder nachfüllen konnte. In Carena mussten wir noch 45 Minuten auf das nächste Postauto warten, das einzige Restaurant vor Ort hatte geschlossen. Geplant war eine Wanderung von 7 Stunden, gebraucht hatten wir gute 9 Stunden.