Gestern hatten wir ja unseren Ausflug durch Vancouver verpasst. Es wurde vereinbart, dass wir heute morgen die Tour zur gleichen Zeit durchführen werden. Überraschenderweise wurde uns gestern Nacht ein Zettel unter der Zimmertüre durchgeschoben, auf dem geschrieben stand dass unsere Tour heute früher durchgeführt werde. Wir fuhren pünktlich in die Lobby und warteten. Die anderen Gäste von Cosmos, mit welchen wir die Zugsreise bis hier nach Vancouver durchgeführt hatten, erschienen für ihren Ausflug zum Mount Whistler. Sie wurden pünktlich abgeholt. Von unserer City – Tour keine Spur. Also riefen wir erneut die Organisation an, welche die Tour durchführt. Nun heisst es wieder warten. Wirklich, um 9h 30 wurden wir abgeholt und zu einem Bus gefahren, wo sich alle an dieser Rundfahrt beteiligen traffen. Wir waren ca. 20 Teilnehmer.

Der Reiseleiter und Busfahrer in Personalunion war ein ehemaliger Londoner (Whitechapel), der Gegend, wo Jack der Ripper herstammte. Auch er konnte schwatzen wie ein Tonband. Erst fuhren wir in den Stanley – Park, einem grossen bewaldeten Gebiet in Vancouver. Da gibt es auch eine Sammlung Totempfähle, wo wir zur Besichtigung anhielten. Unser Führer gab uns freie Zeit, jeder konnte nach Belieben die Sehenswürdigkeiten betrachten oder in den Souvenirshop gehen. Zu den Totempfählen gab er keine weiteren Kommentare ab, was ich schade fand. Auf einer Wiese weidete auch eine Schar Kanada – Gänse. Wir fuhren weiter durch das relativ junge Schutzgebiet, wo es dennoch gewaltige Bäume gibt. Ein Sturm hat vor einigen Jahren recht viel Schaden angerichtet. Auch musste man einige kranke Bäume schlagen. An zwei Stellen sind Örtlichkeiten für Hochzeiten eingerichtet worden. Die Rundfahrt durch den Stanleypark dauerte sicher eine Stunde. Der Stanley – Park ist sehr gross, kann man schlecht als Stadtpark bezeichnen.

Anschliessend fuhren wir in ein Hafenquartier, wo wir uns verpflegen konnten. Es war auch der Landesteg einer Fähre. Auch hier gab es Souveniershops zu Hauf. Die Sicht auf einen Teil von Vancouver war schön. Nach der Mittagspause fuhren wir durch das alte Vancouver (Gastown), vorbei an der dampfbetriebenen Uhr, welche wie der Big Ben in London tönen soll. Die Uhr war gerade in Revision und konnte nicht näher besichtigt werden. Der Mechanismus sei deutschen Ursprungs und hat nichts mit Grossbritanien zu tun.

Zum Schluss der Rundtour versprach uns der Reiseführer einen 360 ° – Ausblick auf Vancouver wie von einem Berg. Wir hielten im Hafenviertel an und gingen in ein Hochhaus, welches ich in keinem Reiseführer noch einer Beschreibung gefunden habe. Dort ist ein Lift, für welchen man Eintritt bezahlt. In diesem Glaslift fährt man bis zum Dach dieses Gebäudes und befindet sich plötzlich in einem Rundgang hoch über den Dächern der umliegenden Gebäude. Tatsächlich kann man rundum gehen und praktisch nahtlos das Panorama bewundern. Ganz in der Nähe tief unten ist das Kreuzfahrtsschiffsterminal. Auch den Bahnhof mit den langen Güterzügen ist gut zu sehen. Man staunt über die Fläche dieser Stadt. Typisch für Amerika sind die Gruppierungen der Wolkenkratzer sowie die fast unendlichen Weiten der niedrigen Gebäude. Ich hatte diese „Gebietsverteilung“ schon früher bemerkt, denke da an die Städte Chikago, Houston oder auch New York, wo man mit dem Auto erst kilometerweit durch die oft einstöckigen Vororte fährt, ehe man sich dem hochschiessenden Zentrum nähert. Nach dieser „Bergtour“ wurden wir zu den Hotels gefahren.

Morgen endet ja die von Cosmos organisierte Tour und wir fliegen auf eigene Verantwortung weiter. Zufälligerweise traf ich im Aufzug unseres Hotels eine der Stewardessen aus dem Zug von Toronto nach Jasper. Sie trug noch die Bahnuniform mit ihrem Namensschild „Tanner“. Ein ungewöhnlicher Vorname für eine junge Frau. Ich sprach sie kurz an und erzählte ihr, dass ich sie kenne von der Zugsreise her. Sie freute sich ausserordentlich. Später am Abend gingen wir noch Einkaufen, einer unserer Koffer hat Risse bekommen und wurde ersetzt. So schön Vancouver gelegen ist, das Drogenelend ist nicht zu übersehen. Für mich wäre kein Bleiben hier. Wohl geht alles friedlich zu, offensichtlich übersehen die Stadtbewohner ganz bewusst das Elend dieser gestrandeten Existenzen. Nein, Vancouver ist nicht meine Stadt.