Nach langer feuchter Periode hat nun endlich das Altweibersömmerchen begonnen, doch die Alpennordseite steckt unter einer Nebeldecke. So beschlossen wir wieder mal ins Tessin zu fahren, insbesondere da der Basistunnel am Gotthard wieder für Passagierzüge offen ist. Da ich am Morgen nicht so früh wegfahren konnte, kamen wir erst kurz vor 11h in Lugano an. Der Bahnhof ist noch immer eine Baustelle und die Postbusse fahren nicht von der gewohnten Abfahrtsstelle. Wohl standen wir am bezeichneten Ort, doch der Bus kam nicht. Plötzlich sah ich den Bus etwa 80 Meter weit stehen, doch er fuhr nicht zu uns und schwenkte ab Richtung Stadtzentrum. Da der 1. November ein katholischer Feiertag ist gilt der ausgedünnte Fahrplan. Das bedeutete dass wir erst eine Stunde später wieder eine Fahrgelegenheit nach Brè hatten. So beschlossen wir erst noch einen Kaffee in der Altstadt von Lugano zu trinken.

Monte Boglia vom Bahnhof Lugano
Knapp vor 12h mittags fuhren wir denn in einem gut besetzten Bus hoch nach Brè, wo wir die Wanderung mit einer Stunde Verspätung in Angriff nahmen. Wir beschlossen den kürzest möglichen Weg zum Monte Boglia zu nehmen, welcher recht steil zum Sasso Rosso hochführt. Ich war schon früher einmal auf diesem Weg und war nicht so begeistert von ihm. Die „Normalroute“ ist wohl etwas länger, doch wesentlich einfacher zu gehen, so dass man ein schnelleres Tempo anschlagen kann. Oberhalb einer felsigen Stelle ruhten wir kurz aus und wurden von zwei jungen Damen aus Litauen überholt. Gerne liessen wir ihnen den Vortritt, waren wir älteren Knacker etwas ausser Athem. Etwas beunruhigt erkundigten sie sich ob sie den gleichen Weg wieder absteigen müssten. Sie hatten ihr Fahrzeug in Brè stationiert, indess wir ja den Monte Boglia überschreiten wollten. In der Tat waren sie beim Abstieg im noch relativ einfachen Gelände etwas gefordert, wie ich später beobachten konnte.

Nicht einmal nach 2 Stunden ab Brè erreichten wir den gut besuchten Gipfel, welcher eine herrliche Aussicht bietet. Dennoch konnten wir uns auf einer Holzbank hinsetzen mit Blickrichtung nach Italien und den Denti della Vecchia, welche wir auch schon öfters überschritten hatten. Die Mehrheit der Besucher lagerte sich in Richtung Lugano und Walliser Alpen. Es war ein Kommen und Gehen, dennoch hatten wir unsere Ruhe. Nach der verspäteten Mittagspause stiegen wir Richtung Alpe Bolla ab. Nun auf der Nordseite des Berges fanden wir einige frostige Stellen. Doch sahen wir auch schon die ersten Blätter der Christrosen, welche ab Januar bis März hier oben blühen. Die Alpe Bolla war noch bewirtet, in der Regel kenne ich nur das geschlossene Betriebsgebäude.

Von der Alpe Bolla wählten wir den einfachsten Weg Richtung Villa Lugano, von wo die Postautoverbindung Richtung Bahnhof Lugano am zuverlässigsten ist. Noch war das farbige Laub an den Bäumen, so dass wir nicht wie so oft knietief im Laub den Weg suchen mussten. Wir hatten da schon früher einige unangenehmere Erfahrungen gemacht, konnten doch feuchte oder vereiste Steine unter der Laubschicht lauern. Noch sah man vereinzelt die letzten Alpenveilchen blühen. Kurz vor 16h erreichten wir die Haltestelle des Postautos, welches kurze Zeit später fuhr. Unter den leuchtenden Denti della Vecchia fuhren wir zurück nach Lugano, von wo wir wieder nach Hause in den nebligen Norden fuhren. Es war wieder einmal ein schöner Tag in der Gegend der Denti della Vecchia, welche ich gerne und oft im Winterhalbjahr besuche.

