Nun sitze ich im Hotelzimmer in Dongtan Nähe Suweon bei Seoul und versuche meine Eindrücke der letzten Stunden etwas zu ordnen. Muss gestehen, fast leide ich etwas unter einem Kulturschock, so krass sind die Gegensätze zwischen Bali und Korea. Bali, wo nur schon der Strassenzustand mich oft an unsere Zeit in Argentinien erinnert hat, oft chaotisch, immer etwas unordentlich mit Regeln, welche man nur bei einem längerfristigen Aufenthalt versteht. Dagegen das fast klinisch saubere Korea, gepflegte Strassen, Städte mit modernen Hochhäusern, welche direkt aus den Feldern zu wachsen scheinen. Die moderne, zukünftige Welt? In den USA, wo es auch Städte mit vielen Hochhäusern gibt, fährt man in der Regel erst einige Zeit durch Gegenden mit ein- bis zweistöckigen Häusern, bevor man zur City mit den Hochhäusern kommt. Hier scheint das kleinbürgerliche Vorfeld nicht zu existieren.
Wir verbrachten ja unsere letzten Stunden auf Bali in der Hotelanlage bei Candidasa, schwitzend auf unseren Transport zum Flughafen wartend. Indess wurde erneut eine grössere deutschsprechende Gruppe zum Hotel geführt, für Nachschub war gesorgt. Auch durften wir bis 18h unser Zimmer benutzen. Auf 19h wurden wir abgeholt und fuhren von Candidasa zum Flughafen Denpasar. Wir hatten einen neuen Fahrer mit wiederum anderen Verkehrsregeln, auf alle Fälle er kam recht zügig voran und anstelle der erwarteten 2 – 2 1/2 Stunden schafften wir die Fahrt in 1 1/2 Stunden. Erstaundlich, der Strassenzustand war wesendlich besser wie in Umgebung von Ubud, breitere Strassen und oft auch weniger Schlaglöcher. Nochmals ging es an nachts angeleuchteten, gross dimensioniereten hinduistischen Gottheiten vorbei, für mich recht eindrücklich.
Da wir früher am Flugplatz waren, hatten wir Zeit zum Einchecken. Die Schalter waren etwas missverständlich bezeichnet. Erst standen wir in der falschen Kolonne an, beinahe wären wir nach China geflogen, wir waren jedoch nicht die Einzigen. Schlussendlich standen wir am richtigen Ort und gaben unser Gepäck auf. Neue Regeln. Unsere Koffer waren im Prinzip zu schwer, da Korean Airline weniger Gewicht akzeptiert wie die anderen Fluggesellschaften, mit welchen wir auf dieser Reise fliegen. Doch das spielte plötzlich keine Rolle, wichtig war nur dass keine elektronischen Geräte im Reisegepäck waren. Plötzlich konnte ich meinen kleinen Koffer mit den Kameras in die Kabine mitnehmen, was vorher bei Singapore Airlines nicht akzeptiert wurde. Nicht nur jede Fluggesellschaft, auch jeder Flughafen hat andere, eigene Regeln. Hatte das ja schon früher bei meinen Geschäftsreisen festgestellt, was manchmal gar zu recht kuriosen Erlebnissen führte. Item, meine Bedenken betreffend Uebergewicht und beschränkten Kabinengepäck löste sich in Luft auf.
So flogen wir nachts nach 1h in der Früh los, selbst schlief ich fast die ganze Zeit im vollen Flugzeug. Es waren auch viele Kleinkinder an Bord, was sich hauptsächlich zum Schluss bemerkbar machte. Sugi hatte noch in einem Tuch etwas Handgepäck bei sich, welches von einer Flugbegleiterin irgendwo verstaut wurde und nach der Landung nicht mehr aufgefunden wurde. So waren wir die Letzten, welche den Flieger verliessen. Sugi hatte erst etwas Probleme wieder koreanisch zu sprechen, zur Verwunderung der Flugbegleiterinnen wechselte sie immer wieder auf Englisch. Die Passkontrollen verliefen problemlos. Am Ausgang wurden wir von Sugis Nichte Juok erwartet, welche auch schon die Bustickets Richtung Hotel besorgt hatte. Bei Sugi kam nun die koreanische Sprache wieder besser in Fluss. Doch wir waren froh, dass Juok uns ins Hotel begleitete, allein wäre es etwas abenteuerlich geworden. So fuhren wir mit einem pünktlichen Schnellbus nach Dongtan. Die Busstation kam mir vor wie eine der grösseren Postautostationen im Tessin, wo man auch immer wissen muss, wann und wo welches Postauto wohin wegfährt.
Auf der Busfahrt fiel mir schnell auf, wie stark sich Korea in einen modernen Staat verwandelt hat. Wohl gibt es noch landwirtschaftlich genutzte Felder, doch immer wieder sieht man moderne Hochhäuser mit mehr wie 15 Stockwerken. Auch der Verkehr verlief ruhig und geordnet, wie bei uns in Europa. Nun bin ich gespannt, was die nächsten Tage bringen werden.
